Gestalt und Raum III
Prof. Martin Hoelscher und Dipl.-Ing. Luitgard Gasser
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Ein Interview von Suara Sen
Der persönliche Raum
Wie spiegeln sich Selbsterfahrung, individuelle Empfindungen und die eigene Herkunft in Gestaltungsprozessen und Entwurfsphasen im Inneren wider und wo liegt ihr Ursprung? — Diese Frage stellten sich nun schon zum dritten Mal 20 Studierende als Teilnehmer des Workshops „Gestalt und Raum III - ein Blick nach Innen“ im Laufe der Detmolder-Räume-Woche. Der Austausch fand online in einem geschützten Raum in der Gruppe von Studierenden und Lehrenden statt, die Arbeiten sind hier deswegen anonym präsentiert.
Der Workshop, in dem sich die Studierenden mit der Bedeutung der Gestaltpsychologie auseinander setzten sollten, wurde von Prof. Martin Hoelscher und der Innenarchitektin und Gestalttherapeutin Dipl.-Ing. Luitgard Gasser geleitet. Gestaltpsychologie beschäftigt sich mit der Fähigkeit, Sinneseindrücke aus menschlicher Wahrnehmung auszumachen, mit den persönlichen Selbsterfahrungen und den daraus entstehenden Bedürfnissen.
In Einzel- und Gruppenübungen, mithilfe künstlerischer Darstellungen, Meditationen und Selbsterfahrung sind die Studierenden ihren Prägungen und Erfahrungen nun auf die Spur gekommen.
Wechselbilder
Wie Sinneseindrücke die Architekturerfahrung beeinflussen
Im anonymen Interview wird der Entwicklungsprozess individueller Wahrnehmung in Bezug auf die Gestaltpsychologie thematisiert und ein einen Einblick in die Gedankengänge der Teilnehmer ermöglicht.
Welche visuellen Sinneseindrücke haben Sie beim Betreten eines fremden Raumes oder Ortes vor der Teilnahme an dem KM Gestalt und Raum III zuerst wahrgenommen? Auf was haben Sie als erstes geachtet? Welche visuellen Sinneseindrücke blieben Ihnen am längsten im Gedächtnis?
„Wie wahrscheinlich viele, nahm ich zu aller erst Licht, Farben und auch die Menschen an diesem Ort wahr. Doch neben den visuellen Sinneseindrücken, fielen mir auch Geräusche und Gerüche direkt auf.“
„Die Verhältnisse, die Anordnungen und die Zusammengehörigkeit der Gegenstände, Möbel oder Farben behalte ich lange im Gedächtnis, da diese bei mir meist einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“
„Ob die visuellen Sinneseindrücke und Wahrnehmungen über einen längeren Zeitraum im Hinterkopf bleiben, hängt bei mir von den Gefühlen ab, die durch diese Eindrücke ausgelöst werden und ob diese positiv oder negativ auffallen.“
Wie hat sich Ihre Aufnahme visueller Sinneseindrücke und Wahrnehmung gestalterischer Aspekte nach der Teilnahme verändert?
„Nach der Teilnahme am Workshop Gestalt und Raum III denke ich mehr darüber nach, wie ein (eventuell auch von mir gestalteter) Raum auf meine Mitmenschen wirkt. Ebenso geht mir öfters durch den Kopf, inwiefern Sinneseindrücke meine Gefühle beim Betreten eines Raumes beeinflussen.“
„Durch das KM Gestalt und Raum III stelle ich mir häufiger die Frage, was ein Raum mit mir und meinem Wohlbefinden macht. Zudem möchte ich mehr auf mich selbst hören.“
Welcher Ort ist für Sie optimal zum 1. Arbeiten, 2. Meditieren und 3. Entspannen und warum? Ist dieser Ort aufgrund visueller Sinneseindrücke optimal? Welche Aspekte sind für Sie außer den visuellen prägend für diesen Ort?
„Meditieren tue ich gerne bei mir im Schlafzimmer, also in meinen eigenen 4 Wänden - Wichtig ist für mich hierbei die Atmosphäre in dem Raum, welche Nutzung ich dort habe und ob ich mich hier wohlfühlen kann, weil ich mit dem Ort etwas verbinde, sei es geistig oder erfahrungstechnisch bezüglich eines Erlebnisses.“
„Alle diese Dinge tue ich gerne in meinem Zimmer oder in meiner Küche. Hier gibt es viel Tageslicht, Platz und bequeme Sitzmöglichkeiten. Zudem ist es ruhig, sodass ich nicht, durch beispielsweise äußere Einflüsse, abgelenkt oder gestört werden kann.“
Welche Kriterien spielen an Orten, an denen Sie sich wohlfühlen wollen, eine große Rolle?
„Die Atmosphäre und die Aufenthaltsmöglichkeiten stellen für mich wichtige Kriterien für so einen Wohlfühl-Ort dar, denn mir ist es wichtig welche Menschen sich an diesem Ort befinden, wie ich mich dort aufhalten kann und welche Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“
Wie versuchen Sie Ihre Persönlichkeit und Ihre Haltungen in Ihren gestalterischen Entwürfen widerzuspiegeln?
„Dinge, wie die Natur helfen mir, persönliche Erfahrung, aber auch gestalterische Ideen in jeden Entwurf mit einzubringen. Egal, in welche Richtung sich mein Vorhaben entwickelt.“
„Wenn kein Farbschema vorgegeben ist kommen meine Farben automatisch. Sonst versuche ich individuelle Nutzungen mit pfiffigen Anwendungsmöglichkeiten einzuplanen, Dinge die überraschen und begeistern.“
Welche Erfahrungen haben Sie im KM "Gestalt und Raum III" gesammelt und welchen Nutzen könnten Sie aus dem Workshop für Ihre individuelle Entwicklung ziehen?
„Das KM ist unglaublich interessant, bringt mich Meilen voran und gibt gerade in dieser abgeschiedenen Zeit, aufgrund der Pandemie, eine Art von Verbindung, trotz der physischen Entfernung.“
„Hauptsächlich war es die Entwicklung meiner eigenen Selbstfindung und die anderer, sowie das Aussehen im jeweiligen inneren Raum. Ein Perspektivenwechsel und die andere Sicht auf die Dinge waren/sind ein sehr spannender Ausflug, auf den ich mich gerne weiterhin begeben möchte.“
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